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Ausserordentliche Konservierungsarbeiten

Projektbeschreibung der ausserordentlichen Konservierungsarbeiten «Malschicht/Malgewebe: Kartierung und Sofortmassnahmen 2017/2018»

Vom Atmen des Bildes - Das Bild bewegt sich 
Die Notwendigkeit der stetigen Pflege zum Erhalt des Bourbaki Panorama Gemäldes

Ausgangslage

Neben den jährlichen Wartungs- und Unterhaltsarbeiten wird fortlaufend der Mehrjahresplan für die periodisch notwendigen und ausserordentlichen Unterhaltsarbeiten entwickelt. Im April 2017 konnten die Restauratoren die Mehrjahresplanung 2017 – 2021 der Museumsdirektorin vorlegen. Die darin geplanten konservatorischen und  restauratorischen Arbeiten betreffen das Gemälde, das Faux Terrain, den Bildraum und das Archiv. Darauf basierend wurde an der letzten Stiftungsratssitzung der Stiftung Bourbaki Panorama Luzern vom 6. April 2017 beschlossen, dass zwischen 2017-2018 dringend gewordene Arbeiten an der Bildvorderseite (Malschicht) und an der Verstärkung des Malgewebes vorgenommen werden sollen.

Auslöser dafür war, dass bei der jährlichen Wartung Ende 2016 partiell Veränderungen auf der Malschicht, bei den Nähten und bei alten Kittungen beobachtet wurden. An diversen Stellen waren alte Kittungen, die bei der letzten Restaurierung 2003 noch nicht entfernt werden mussten, ausgebrochen. Begleitend dazu waren Malschichtablösungen zu konstatieren. Im Vergleich zu früheren Jahren ist gleichsam ein „negativer Quantensprung im Erhaltungszustand des Gemäldes sichtbar geworden.

Hintergrund

Seit dem Jahr 2000 befindet sich das Gemälde in relativ stabilen, klimatisierten Raumbedingungen. Trotzdem kann nicht verhindern werden, dass sich das Gewebe bei Klimaschwankungen bewegt, d.h. mit anderen Worten Malgewebe und Malschicht reagieren unterschiedlich auf solche Schwankungen. Sie dehnen und ziehen sich unterschiedlich zusammen.
Gleichsam einem Ein- und Ausatmen in unterschiedlichem Rhythmus. Da sich das Gemälde analog zu den Klimaschwankungen sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Richtung bewegt, resultieren im Laufe der Zeit Krakeluren und Farbablösungen. Damit sind insbesondere alte Rissbehandlungen und die Nähte auf ihre Stabilität hin zu prüfen.
An der speziell von den Restauratoren entwickelten Spannvorrichtung, welche hilft das Hy-perboloid auszubilden und damit Faltenbildungen verhindert, können die Bewegungen des Bildträgers seit 2003 aufgezeichnet und mit den Schwankungen des Klimas verglichen werden. Diese Aufzeichnung der schwankenden Längenausdehnung stellt die Bewegung des Gemäldes dar.

Arbeitsinhalte

1. Schadeninventar/Kartierung Bildvorderseite (Malschicht) und Massnahmenkatalog zur Sicherung
15 Jahre nach der letzten Restaurierung an der Gemäldevorderseite ist es wieder an der Zeit, die Malschicht mit einer Bestandesaufnahme (Kartierung) zu kontrollieren und zusätzlich ein spezielles Augenmerk auf die Bildnähte zu legen. Das über 1000 qm grosse Gemälde besteht aus 17 Gewebebahnen, die vertikal mit Leinenfäden zusammengenäht sind. 1871 wurden diese Nähte äusserst schmal gehalten, um teures Material zu sparen. Die 17 originalen Nähte, welche insgesamt rund 150 Laufmeter betragen, müssen auf ihre Stabilität hin geprüft und kartiert werden.

Die 17 Gemäldebahnen werden auf der Gemäldevorderseite mit der Befahranlage Quadratmeter um Quadratmeter kontrolliert. Hierbei liegt das Augenmerk auf der Stabilität der Malschicht und von alten Kittungen.
Für die Inventarisierung wird die Fotodokumentationsgrundlage aktualisiert, d.h. mit einem aktuellen Ge-samtfoto wird digital eine neue Rastereinteilung mit Nahtmarkierung erstellt. Als technisches Hilfsmittel steht ein speziell dazu entwickeltes Dokumentationsprogramm „Divisual“ zur Verfügung. 

2. Parallel zum Schadeninventar Sofortmassnahmen (Malschichtfestigung)
Um die Arbeiten möglichst effizient zu halten (Eine Umfahrung mit der Befahranlage nimmt ca. 15 Minuten in Anspruch.) sollen parallel zur Schadeninventarsierung die dringend notwendigen Sofortmassnahmen, d.h. die Sicherungsmassnahmen instabiler Malschichtbereiche vorgenommen werden. Stark augenfällige Schadensbilder werden exemplarisch fotografisch festgehalten. 

3. Konservierungsmassnahmen Bildvorderseite, gemäss Schadeninventar 
Nach der Auswertung der Schadenkartierung werden die notwendigen Konservierungsmassnahmen, insbesondere die Festigung gefährdeter Malschichtbereiche, an der Bildvorderseite umgehend durchgeführt. 

4. Ergänzende Verstärkung des Malgewebes (alte Flicken ersetzen, Nähte sichern, gemäss Alterung)
Auf Grund der fortgeschrittenen  Alterung werden ergänzende Verstärkungen des Malgewebes vorgenommen. Alte Flicke, die bei der Konservierung/ Restaurierung 1996 bis 2003 vorläufig noch belassen werden konnten, müssen deshalb ersetzt und instabile Nähte lokal gesichert werden.

Zeitraum der Massnahmen: Ende 2017 bis voraussichtlich Herbst 2018.

Hinweis für Besucher: Wenn Sie Glück haben, können Sie den Restauratoren bei den Konservierungsarbeiten am Rundbild über die Schultern schauen.

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