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Blick hinter die Kulissen: das Medium Panorama und die Restaurierung des Bourbaki Panoramas

Zu Beginn des 20. Jahrhundert hatte das Panorama seinen Status als spektakuläre Illusionsmaschine an das neue Massenmedium – das Kino – abzutreten.[1] Das Rundbild Bourbaki Panorama seinerseits geriet danach tatsächlich beinahe in Vergessenheit. 1926 wird das sechzehneckige Gebäude zum ersten Parkhaus Kontinentaleuropas und später zu einer Autogarage umfunktioniert. Eine Studentin entdeckt das Kulturgut 1979 im Rahmen ihrer Masterarbeit von Neuem. Sie ruft es wieder ins öffentliche Bewusstsein. 1996 setzen die ersten Sicherungs- und Konservierungsarbeiten am Gemälde ein. Bis 2003 erfolgen in mehreren Phasen weitere Eingriffe. Um den Zustand des Bildes langfristig zu stabilisieren, werden eine Klimaanlage eingebaut und die Dachfenster erneuert.

Raffinierte Konstruktion
Verantwortlich für die räumliche Illusion des Bourbaki Panorams ist eine raffinierte textile Konstruktion: Neben dem Baldachin, dem von der Plattform aus sichtbaren, weit ausschweifenden «Stoffhimmel», besteht sie aus einem unter den Dachfenstern angebrachten Stoffzylinder, dem Velum, und den «Sonnensegeln» (siehe Schema und Bild). Velum und Sonnensegel dienen zur Reflexion des einfallenden Tageslichts und verhindern dessen direkte Einstrahlung auf die Malerei. Je dunkler der Farbton des Baldachins, umso leuchtender erscheint die Malerei. Auch verdeckt der Baldachin die Oberkante des Bildes. So reicht dieses bis zum sichtbaren Horizont – es ist unbegrenzt und wirkt unendlich weit. Festgehalten wird das Bild durch eine spezifisch für das Bourbaki Panorama entwickelte Technik: In regelmässigen Abständen an einem Metallkranz angebrachte Magnete klemmen die Leinwand an der oberen Kante ein und halten das Bild fest. Die glockenförmig herunterhängende Leinwand wird zudem unten beschwert, was einen allzu grossen Faltenwurf verhindert.

Einmalige Restaurierung
Das Bourbaki Panorama besteht aus 17 Stoffbahnen zu je 50 Prozent Jute und Leinen. Sie tragen ungefähr 1500 Kilogramm Ölfarbe. Aus ökonomischen Gründen wurden die Nähte zur Entstehungszeit eng gehalten und sind heute besonders rissgefährdet. Dank einer intensiven Restaurierung des Gemäldes anlässlich der Neueröffnung des Museums im Jahr 2000 erstrahlt es wieder in ihrer einstigen Leuchtkraft. Im Laufe ihrer Geschichte hatte das Rundbild nämlich einige Strapazen zu überstehen: Sein Alter und eine über Jahrzehnte andauernde minimale Pflege führten mintunter zu starker Verschmutzung der Oberfläche durch Russablagerungen, zu über tausend Rissen und Löchern sowie zu Beschädigungen der Malschicht. Heute unterliegt das Kulturgut einer kontinuierlichen soliden Wartung durch ein hochqualifiziertes Team. Neben der Reparatur der Malschicht und der Leinwand gehören auch die Pflege des Faux-Terrains und weiterer Komponenten des historischen Mediums zu seinem Aufgabenbereich. Dabei kommt eine Vielzahl von mitunter sehr spezifischen Techniken, Materialien und Massnahmen zum Einsatz. Materiell nicht ersetzen lässt sich allerdings der abgeschnittene «Himmel»: Das Panorama wurde im Laufe seiner Geschichte um rund 3 Meter gekürzt.

Finanzielle Unterstützung
Der Verein Bourbaki Panorama Luzern wird 1979 gegründet, um das einzigartige Rundbild vor dem Zerfall zu retten und die Restaurierungsarbeiten zu finanzieren. Die Erhaltung und die regelmässige fachliche Betreuung des Bildes gilt es auch in Zukunft sicherzustellen. Der Verein Bourbaki Panorama Luzern unterstützt die Erhaltung des Bourbaki Panorama durch Mitgliedschaften und Spendenaufrufen. Das Rundbild erhält keine staatlichen Subventionen.

[1] Die spezifisch für das Bourbaki Panorama erstellt Rotunde in Luzern – ein sechzehneckiges Gebäude – wurde zum ersten Parkhaus Kontinen-taleuropas. Später ging daraus die Garage Koch hervor. 

Leinwand mit Riss
Leinwand mit Riss
Aufsicht zum textilen Teil: Baldachin, Velum und Sonnensegel.
Aufsicht zum textilen Teil: Baldachin, Velum und Sonnensegel.
Darstellung einer Trompete im Schnee nahe eines Risses in der Leinwand
Darstellung einer Trompete im Schnee nahe eines Risses in der Leinwand
Die Restauratorin Susanna Pesko Bonoli bei der Prüfung der Befestitungsmagnete
Die Restauratorin Susanna Pesko Bonoli bei der Prüfung der Befestitungsmagnete
Die Restauratorin Susanne Pesto Bonoli auf der Befahranlage
Die Restauratorin Susanne Pesto Bonoli auf der Befahranlage
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