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Frauengeschichte(n) im Bourbaki Panorama

Die Frauen auf dem Rundbild Bourbaki Panorama entsprechen dem traditionellen bürgerlichen Ideal: Sie tragen Röcke, Kopftücher und Körbe. Sie versorgen, pflegen und trösten und sind in der öffentlichen Szenerie nur rar anzutreffen. Sie sind in ihrer Hauptrolle pflegende und fürsorgliche «Engel der Nächstenliebe».

Im Zuge der Verwissenschaftlichung im 18. Jahrhundert verlieren anerkannte Frauenautoritäten ihre Stellung an den Mann. So auch in Sachen Körper: Die Medizin wird zur Männerdomäne, der Frau überbleibt die Pflege: Die «Schwestern» präparieren und assistieren und unterordnen die heilende Praxis der Kunde des Intellekts. Mit religiöser Motivation und zuweilen unter grösster Ansteckungsgefahr arbeitet die barmherzige «Schwester» für ein «Vergeltsgott».

Die Karikaturen von Auguste Meylan geben uns eine weitere Vorstellung der Eregnisse: Seine 1871 verfassten Souvenirs comiques de l’Armée de l’Est en Suisse karikieren die Annäherungen zwischen den Soldaten und der Zivilbevölkerung. Das Titelsujet – händehaltend ein Bourbkai-Soldat und eine junge Dorfbewohnerin – spricht für sich. Eine andere Darstellung konkretisiert die Annahme: «Voilà not bonne qui cause labas», ruft ein Junge, der die Magd der Familie in der Ferne mit einem Bourbaki-Soldaten flanieren sieht. Das Wort «causer» – umgangssprachlich für plaudern und gleichzeitig verursachen – erweckt eine gewisse Doppeldeutigkeit.

In seiner bebilderten Biografie bestätigt der Autor Alex Gfeller diesen weiteren Aspekt der Bourbaki-Geschichte. Er umschreibt seinen Urgrossvater auf einem Familienfoto: «Er ist stolz, denn er hat es als Dorfbäcker geschafft, und das als uneheliches Kind einer wohl etwas schusseligen Bauerntochter und eines burgundischen Soldaten der Bourbaki-Armee.»

Hinweis:
Vertreterinnen und Vertreter des Vereins Museen Luzern stellen wöchentlich eine Trouvaille aus ihrem Fundus an Objekten und Geschichten vor.

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