Verbinden, fixieren, polstern: das Dreiecktuch
Das Dreiecktuch ist ein explizites Erste-Hilfe-Utensil. Es dient sowohl als einfacher Verband wie auch als Fixiermittel, zur Polsterung und als Tragehilfe bei Frakturen. Das vielseitig verwendbare Tuch aus Baumwolle oder modernem Faserstoff hat die Form eines annähernd rechtwinkligen gleichschenkligen Dreiecks mit einer Basislänge von ungefähr einem Meter. Bis heute ist es wesentlicher Bestandteil jedes Verbandkastens.
Persönliche Betroffenheit
Der deutsche Arzt Friedrich Esmarch erlebte als Chirurg das Leiden auf dem Schlachtfeld persönlich mit.[1] Mit dem grossen Wunsch zu helfen treibt er das Lazarettwesen energisch voran, um bessere Bedingungen für die Versorgung von verwundeten Soldaten zu schaffen.1869 verfasst er eine Erste-Hilfe-Anleitung mit dem Titel «Der erste Verband auf dem Schlachtfelde» und bringt darin das Dreiecktuch erstmals zur Präsentation. In seiner weiteren Entwicklung wird es ab 1873 mit Illustrationen zu 34 Anwendungsmöglichkeiten von Johann Heinrich Wittmaack ergänzt. 1882 gründet Friedrich Esmarch in Kiel den ersten «Deutschen Samariter-Verein» mit dem Ziel, jeden Bürger zum kompetenten Ersthelfer auszubilden. Von 1854 bis 1898 ist Esmarch Direktor der Chirurgischen Klinik in Kiel und macht diese zur medizinischen Metropole des damaligen Deutschen Reichs.
Erste-Hilfe Pionier
Friedrich Esmarch heiratet in zweiter Ehe die Prinzessin Henriette von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, eine Tante der späteren Deutschen Kaiserin Auguste Viktoria. In Anerkennung seiner Verdienste wird der Mediziner 1887 durch Kaiser Wilhelm I. in den erblichen preussischen Adelsstand gehoben und wird zum «von Esmarch». Mit 85 Jahren stirbt er 1908 in Kiel. Bis heute ist das Dreiecktuch Bestandteil des Erste-Hilfe-Koffers und des Verbandkastens.
[1] Schleswig-Holsteinischen Erhebung (1848/51) und Deutsche Einigungskriegen (1864–71)