Würde, Wucht, wundersame Wirkung
Der Blick nach oben zur Decke hat für die Besucher*innen des Panoramas nicht unbedingt Priorität. Zu frappant eröffnet sich den «Sehlustigen» die spektakuläre Szenerie des riesigen Gemäldes. Mit Hunderten von Geschichten und seiner dreidimensionalen Wirkung verblüfft das Panorama wieder und wieder: Sofort fühlt man sich mittendrin im Geschehen.
Ohne Ende
Verantwortlich für die räumliche Illusion ist ein raffinierter optischer Apparat. Der Baldachin, der ausschweifende «Stoffhimmel», ist ein wesentlicher Bestandteil davon. Gerade die durch ihn bezweckte Begrenzung des Blickfelds lässt Unendlichkeit erleben: Während das dreidimensionale «Faux-Terrain» die Unterkante der Leinwand kaschiert, verdeckt der Baldachin deren Oberkante. Kein Rahmen begrenzt das Bild, es ist für das Auge in beide Richtungen unbegrenzt und wirkt unendlich gross.
Würde & Sonnenschutz
Baldachine sind keine Erfindung der Panoramaproduktion. Sie finden seit Jahrhunderten in der religiösen und royalen Architektur Verwendung. Als Symbol der Würde diente das meist prunkvolle mobile Dach von Königssänften oder kirchlichen Prozessionen einst auch als Sonnenschutz. Ursprünglich wurden Baldachine aus festem Brokatstoff gefertigt. Der Name «baldacchino» entstammt der italienischen Bezeichnung für einen in Bagdad gefertigten Goldbrokatsoff.
Textile Wucht
Der originale Baldachin von 1889 wurde aufgrund von Altersschwäche und Verschmutzung in den 1980er-Jahren entfernt und anlässlich der Wiedereröffnung des Museums im Jahr 2000 erneuert. Von der Dachlaterne eindringendes Regenwasser hat dem 400 m2 grossen und um die 100 Kilogramm schweren Gebilde in der Folge einige Flecken beschert. Das Dach wurde 2016 saniert und dicht gelegt. Der Baldachin muss sich vorerst noch etwas gedulden – die «Neueinkleidung» ist allerdings in sorgfältiger Planung.