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Von Rind, Risiko und rührender Solidarität

Neben den im Bourbaki Panorama vielfach vorhandenen Pferden waren bei der Internierung der Bourbaki-Armee im Winter 1871 noch weitere Tiere zugegen, namentlich Ochsen, Schafe und Rinder. Wenn auch etwas diskreter dargestellt, sind auch sie im Rundbild präsent. Explizit an der Grenze. Was erzählt die Darstellung und welche Bedeutung hat sie im Rahmen der Internierungsgeschichte?

Geschichten im Hintergrund
Hinter einer lockeren Holzzäunung sammeln sich an der Grenze zur Schweiz Ochsen, Schafe und Rinder. Allesamt sind sie bewacht von Schweizer Soldaten. Männer in Zivilbekleidung bücken sich über die zuweilen reglos im Schnee liegenden Körper. Es scheint, als würden die Tiere untersucht. An einer Stelle vermutet man gar eine messerbewaffnete Hand zum Einstich bereit, während andernorts ein Tier seinem offensichtlich grossen Leiden erliegt.

Bundesstaatliche Kooperation
Als Zugtiere und zur Versorgung der Truppen führte die französisce Armee grosse Herden von Ochsen mit. Die kastrierten männlichen Rinder sind kräftig und zahm. Um den für den deutsch-französischen Krieg grossen Bedarf bewerkstelligen zu können, wurden auchTiere aus dem Ausland zugekauft. Unglücklicherweise befanden sich darunter mit der Rinderpest infizierte Tiere. So gelangte die Seuche mit der französischen Armee um 1871 nach Mittel- und Westeuropa. Die Virusinfektion verursacht bei Paarhufern starke Entzündungen der Schleimhäute im Kopfbereich und schweren Durchfall. Meist verlief die Krankheit tödlich. Trotz Anweisung zur Quarantäne gelangte infiziertes Vieh auch auf Schweizer Terrain. Die anschliessende Verbreitung konnte durch die bundesstaatliche Koordination im Rahmen der Internierung allerdings erfolgreich eingedämmt werden. Als Konsequenz machten die Eidgenössischen Räte die Tierseuchenbekämpfung unverzüglich zur Bundessache.

Solidarität trotz Risiko
Nicht nur das Vieh steckte sich bei der Internierung 1871 mit Krankheiten an: Die Fluchtbewegungen während des deutsch-französischen Krieges zogen eine grosse Pockenepidemie nach sich. Die Internierung begünstigte deren Verbreitung auch in der Schweiz. Mit der Verteilung der Soldaten auf die Gemeinden ging sie auf die gesamte Bevölkerung über. Die selbstlose Hilfsbereitschaft der Zivilbevölkerung war entsprechend mit einem hohen Ansteckungsrisiko verbunden.

Vieh an der Grenze zur Schweiz: Aufgrund der Rinderpest wurden Ochsen und Schafe beim Grenzübertritt der Bourbaki-Armee konfisziert. Rundbild Bourbaki Panorama Luzern, Edouard Castres, 1881, Öl auf Leinwand, 110 x 12 m (Detailansicht)
Vieh an der Grenze zur Schweiz: Aufgrund der Rinderpest wurden Ochsen und Schafe beim Grenzübertritt der Bourbaki-Armee konfisziert. Rundbild Bourbaki Panorama Luzern, Edouard Castres, 1881, Öl auf Leinwand, 110 x 12 m (Detailansicht)
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